Latein

Salvete discipuli et discipulae, salvete amici et amicae linguae Latinae! 

Latein ist tot, es lebe LATEIN!" - Mit diesem Titel bringt W. Stroh in seinem Bestseller von 2008 die Situation des Faches Latein auf den Punkt: Die noch in den achtziger Jahren von manchen Kritikern für „tot" erklärte Sprache boomt. Zum fünften Mal in Folge, so der 2007 veröffentlichte Bericht zur Lage des altsprachlichen Unterrichts, war die Zahl der Jungen und Mädchen, die die lateinische Sprache erlernen möchten, gestiegen. 

Dennoch stellen sich viele Schülerinnen, Schüler und Eltern in jedem Jahr vor der Wahl der zweiten Fremdsprache die Frage, warum es sich lohnt, die lateinische Sprache zu erlernen und ob das denn auch wirklich Spaß machen kann. 

 

(A) Warum Latein?

Viele Gründe sprechen für den Erwerb der lateinischen Sprache. Dies sind die wichtigsten, die immer wieder genannt werden:

Latein ist die Muttersprache vieler europäischer Sprachen.

Latein ist eine Voraussetzung für viele Studienfächer.

Latein trainiert Genauigkeit und Konzentration.

Latein hilft, Fremdwörter zu verstehen.

Latein schärft das Sprachbewusstsein.

Der Lateinunterricht ist ein Blick in die europäische Geschichte.

Latein ist nicht schwerer als andere Fächer.

Lateinunterricht macht tatsächlich Spaß.

Lateinunterricht hilft, bei "Wer wird Millionär?" die schwierigsten Fragen zu beantworten.

 

(B) Aufgaben und Ziele des Lateinunterrichts

"Was lernt man denn im Lateinunterricht? Kann man Latein auch sprechen?" wird sich so mancher, der dies liest, fragen.

Man kann. Den Beweis dafür haben uns nicht nur die Römer in ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte, sondern auch die Mönche des Mittelalters und viele Gelehrte der Renaissance geliefert.

Dennoch wollen wir im Lateinunterricht nicht Lateinisch sprechen, denn: tempora mutantur, nos et mutamur in illis (Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen.) Im Lateinunterricht wird grundsätzlich Deutsch gesprochen. Da das Schriftbild und die Aussprache aber fast gleich sind, ist das Lesen, Sprechen und Lernen der lateinischen Vokabeln relativ einfach. Der intensive Umgang mit der Grammatik als "Sprachdetektive" macht dabei nicht nur fit für die eigene Muttersprache,sondern auch für alle romanischen Fremdsprachen (Spanisch, Italienisch, Französisch, Portugiesisch), die aus dem Lateinischen entstanden sind.

Latein verfolgt als Bildungssprache, die in NRW nur an Gymnasien, Gesamtschulen und Weiterbildungskollegs angeboten wird, zwei zentrale Ziele:

Inhaltlich wollen wir untersuchen, aus welchen Wurzeln sich die Lebensformen des modernen Europa entwickelt haben. Dazu befragen wir die Römer selbst, denn viele von ihnen waren herausragende Schriftsteller. Wäre nicht im 1. Jahrhundert vor Christus ein gewisser Gaius Iulius Caesar auf die Idee gekommen, den römischen Machtbereich über die Alpen hinweg nach Norden auszudehnen, und wäre es seinen Nachfolgern nicht gelungen, diese Gebiete - auch unsere Region - unter dem Einfluss des Imperium Romanum zu halten, ......! Wir werden natürlich nie erfahren, was dann geschehen wäre, aber im Lateinunterricht wollen wir Caesar und andere Schriftsteller zu den gemeinsamen Wurzeln Europas befragen und von Rom aus auf die Entwicklung vieler Länder, ihrer Staatsformen und Werte blicken. Dabei lesen wir beispielsweise Texte, die für den römischen Alltag typische Situationen oder geschichtliche Ereignisse behandeln, oder Texte, die den reichen Schatz an antiken Sagen und Mythen (Götter, Kampf um Troja, Odysseus, Gründung Roms...) widerspiegeln. So lädt der Lateinunterricht ein, Antike und Gegenwart zu vergleichen und sich somit kritisch mit „Gestern und Heute" auseinanderzusetzen. Viele Werke aus Literatur und bildender Kunst, aber auch der Werbung und Karikaturen werden Lateinschülerinnen und -schülern damit verständlich.

Methodisch erfordert das Erlernen der lateinischen Formen besondere Sorgfalt und Genauigkeit, die Übersetzungsarbeit erzieht zu Konzentration, Disziplin und logischem Denken. In einer Zeit, in der sich alles rasend schnell verändert und ein längeres Verweilen bei einer Sache abnimmt, stellt das Fach Latein einen Gegenpol dar, der zum Anhalten zwingt. So zeigt z.B. die PISA Studie, dass Schülerinnen und Schüler, die die lateinische Sprache erlernt haben, genauer und präziser arbeitenund deutlich besser lesen können.

Kann das denn auch Spaß machen? - Auf jeden Fall: Was die Vermittlung des Faches Latein angeht, verfolgen wir Lateinlehrerinnen am MGM alle das Ziel, den Lateinunterricht lebendig und abwechslungsreich zu gestalten. Mit Hilfe des modernen Lehrbuchs und dem Einsatz vielfältiger Medien und Methoden wird bei uns entdeckend, spielerisch und kontinuierlich gelernt, wie man lernt. Wir fördern Selbstständigkeit und Kreativität in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen und Texten.

 

(C) Latein am MGM - Wahlmöglichkeit

Latein wird am MGM nur als 2. Fremdsprache zu Beginn der Klasse 7 angeboten. Um den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Anforderungen der einzelnen Sprachen zu ermöglichen und die Neugier auf die neuen Fächer zu wecken, finden Ende April/ Anfang Mai „Schnupperstunden" in den Klassen 6 statt. Jeweils eine Kollegin/ein Kollege aus den Fachschaften Latein und Französisch erklären in einer gemeinsamen Unterrichtsstunde die Charakteristik beider Sprachen und beantworten die Fragen der Schülerinnen und Schüler. Parallel dazu wird den interessierten Eltern im März/April ein Informationsabend zu den einzelnen Wahlpflichtfächern angeboten.

 

(D) Latein am MGM - Inhalt und Aufbau

Der Lateinunterricht zielt grundsätzlich auf den Erwerb des Latinums ab und umfasst fünf Jahre.Dieser Abschluss wird erteilt, wenn am Ende der Einführungsphase ("Jahrgangsstufe EF") mindestens die Abschlussnote „ausreichend" (5 Punkte) erreicht worden ist. Dabei weisen die Schülerinnen und Schüler nach, dass sie fähig sind "lateinische Originaltexte im sprachlichen Schwierigkeitsgrad inhaltlich anspruchsvollerer Stellen (...) ggf. mit Hilfe eines zweisprachigen Wörterbuches in Inhalt, Aufbau und Aussage zu erfassen und dieses Verständnis durch eine sachlich richtige und treffende Übersetzung ins Deutsche nachzuweisen. Hierzu werden Sicherheit in der für die Texterschließung notwendigen Formenlehre und Syntax, ein ausreichender Wortschatz, und die erforderlichen Kenntnisse aus dem Bereich der römischen Geschichte, Philosophie und Literatur vorausgesetzt." (Vereinbarung der deutschen Kultusministerkonferenz (KMK) vom 26. Oktober 1979).

 

Die Zeit des Spracherwerbs gliedert sich in zwei Phasen:

 

1. Lehrbuchphase

Die erste Phase, die sogenannte Lehrbuchphase, umfasst drei Jahre.

Zur Zeit unterrichten wir am MGM mit dem Lehrwerk Prima nova, bestehend aus Textband und Begleitband, von denen der Textband selbst angeschafft werden muss. Konsequent wird hier auf den Aufbau einer fachbezogenen und überfachlichen Methodenkompetenz wert gelegt (z.B. zum Vokabellernen, zum Abfragen lateinischer Sätze, zur Auflösung mehrdeutiger Wortformen und zu Wortbildungen aber auch zur Texterschließung).

Zu diesem eingeführten Lehrwerk gibt es passende Arbeits-, Lektüre- und Rätselhefte, LÜK-Materialien incl. Lösungskasten, ein Sachbuch und eine Übungssoftware.

(Weiteres ist unter www.ccbuchner.de zu finden.)

Aufgrund des neuen Kernlehrplans von 2019 erwägt die Fachgruppe Latein die Einführung eines neuen Lehrwerks. Da die neuen Lehrbücher aber erst im Verlaufe des Jahres 2020 erscheinen und somit noch nicht geprüft werden können, kann darüber noch keine Entscheidung getroffen werden.

2. Lektürephase

Die zweite Phase umfasst anderthalb bis zwei Schuljahre. Die Schüler befassen sich pro Halbjahrmit einem Autor und seinem Werk. Parallel dazu setzt der Umgang mit dem Wörterbuch zu Beginn der Lektürephase ein. Die Lektüren sowie das Wörterbuch müssen von den Schülern selbst angeschafft werden. Die Fachkonferenz empfiehlt:

 

 

Pons

Wörterbuch

Schule und Studium

Latein-Deutsch. Rund 90.000 Stichwörter und Redewendungen

ISBN:978-3-12-517983-7

24,99€

 

Die Inhalte der Lektürephase hat die Fachschaft Latein festgelegt. Die Lektüretexte richten sich nach den Vorgaben für die Erweitungsprüfung zum Erwerb des Latinums.

Besonders talentierten Lateinschülerinnen und -schülern bieten wir zu diesem Zeitpunkt Unterstützung beim Bundeswettbewerb für Fremdsprachen oder beim Certamen Carolinum in Aachen an.

 

Die folgende Tabelle ermöglicht einen Überblick über die Stundenverteilung pro Woche, Anzahl der Klassenarbeiten pro Schuljahr und den Inhalt/Aufbau der einzelnen Phasen.

 

 Klasse

Wochen stunden

Arbeiten pro Schuljahr

Inhalt

 7

4

6

Lehrbuchphase 

Prima. nova

 8

4

5

Lehrbuchphase 

Prima. nova

 9

4

4

Lehrbuchphase 

Prima. nova

10

3

4

Abschluss der Lehrbuchphase / ggf. Übergangslektüre (Phaedrus, Stichwörter der europäischen Kultur,..)

 

Beginn Lektürephase:

Einführung in die Arbeit mit dem lat.-dt. Wörterbuch (Pons)

 

2.Hj:

Lektürephase                 CaesarDer gallische Krieg

 

EF

 

3

4

Lektürephase

1. Hj.: Ovid Metamorphosen, Ars amatoria

2. Hj.: Cicero,

Reden

 

(E) Latein am MGM- Exkursionen

Aufgrund der geographisch gut erreichbaren Ziele bieten sich Exkursionen zum Fach Latein an. Besonders lohnenswert ist deshalb am Ende der Klasse 7 ein Ausflug in die Römerthermen Zülpich und zu Beginn der Klasse 10 die Besichtigung der römischen Bauten in Trier oder Xanten, mit den Oberstufen-Kursen der EF besuchen wir gerne das Römisch-Germanische Museum in Köln.

Seit mehreren Jahren besteht darüber hinaus ein Schüleraustausch mit einer Schule in Rom. Zurzeit leitet unsere Kollegin Frau von der Lohe dieses Projekt. Alle Lateinschüler und Schülerinnen ab der Klasse 9, aber auch „Nicht-Lateiner" haben die Möglichkeit, am jährlich stattfindenden Schüleraustausch teilzunehmen. 

 

(F) Fazit

Latein ist exklusiv: Gewiss nicht für jeden was, aber sicher für Leute mit Grips und Biss, die Spaß am Nachfragen und Forschen, an Gehirnjogging und Gedächtnistraining haben - und die sich einem Fach mit vielen Facetten stellen möchten, um eine gute Basis für den Start ihrer akademischen Ausbildung zu gewinnen.

 

(G) Ein Gedicht zum Fach Latein von unserer "Ex"-Lateinkollegin Frau Kupp:

 

So manch` moderner Tor heute spricht:

„Eine tote Sprache im Unterricht?!

Ich finde kein lateinisches Wort weit und breit

in dieser säkularisierten Zeit!"

Da lege ich ein Veto ein.

Das kann, das darf doch wohl nicht sein!

Ich werde ein Exempel statuieren,

die Sache prüfen, eruieren,
und halte hier als These fest,

quod nunc demonstrandum est,

ist, dass „Latein ein jeder spricht,

auch außerhalb des Unterrichts."

Man spricht von Projekt und Solarium,

von originalhumanposthum,

AquariumKonzertSponsor,

KontaktPedal kommt mir in`s Ohr.

Manch einer, der lebt abstinent.

Eine Mücke ist gegen Gift resistent.

Auch in der Politik ist Latein nicht einerlei,

von Korruption spricht man in der Partei,

von Opposition und Ratsmandat,

von KonsensDissens und Kandidat.

Beim König Fußball redet man von offensiv,

auch defensiv manch` „Schiri" pfiff.

Im Krankenhaus heißt ein Kranker Patient,

eine versteckte Krankheit heißt subtillatent,

behandelt wird man ambulant oder stationär,

ob debil oder senil ist oft sekundär.

In der Musik schwingt der Dirigent den Takt,

manch einen dann der Rhythmus packt.

Hier kennt jeder SeptimeQuint` und Terz,

auch das ist Latein und gar kein Scherz.

Antikkonstantstupidfatal,

lädiertdiskretsuspektoral.

Man spricht von nobel und disponieren,

von mixensensibel und opponieren.

Von ZertifikatMagistrat und Tumult,

PortoPromille und „Das ist Kult!"

Von KonfessionFirmung und Religion,

von infamfamos und Demonstration,

kriminellversiertkonkretrobust,

AdventRitualKompost und Frust.

AntikJustizDifferenz und Stil,

es wird mir langsam viel zu viel,

das alles hier zu artikulieren,

man muss Latein also nicht studieren,

denn eines steht hier langsam fest,

gezeigt ist, „quod demonstrandum est!"

So bleibe ich in meiner Ansicht stur:

Latein ist alles andere als Makulatur!

Und ich frage zum Schluss Sie ganz direkt:

War der eingangs gemachte Vorwurf nicht suspekt?

P(ost) S(criptum):

Alle Wörter, die fett gedruckt sind,

kommen aus der lateinischen Sprache.

© N. Kupp

 

(H) Links

Zeitungsartikel  

Zwischen Cicero und Platon

Europas Muttersprachen

Latein boomt an bayerischen Gymnasien

Cui bono - vielen nützt es

Tipps für Schülerinnen und Schüler

e-Latein

http://www.phase-6.de

http://www.lernen-mit-spass.ch/

http://www.ccbuchner.de

 

(aktualisiert am 23.2.2020 von C.Knaup)

 

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