Ausgezeichnete Wissenschaft mit hautnahem Bezug

21. November 2020

Der 18-Jährige brennt für die Feuerwehr. Als Kind hat er davon geträumt, ein Feuerwehrmann zu sein. Inzwischen gehört er zum Löschzug der Monschauer Altstadt und ist natürlich auch bei den Einsätzen dabei – bei Bränden, Verkehrsunfällen und überall da, wo Hilfe nötig ist. „Im Vordergrund steht natürlich, anderen zu helfen. Daneben interessiert mich aber auch die Technik und der Umgang mit den Geräten“, sagt er.

Auch für die Chemie hat er sich schon früh interessiert und zu Hause experimentiert. „Mich hat fasziniert, dass man aus zwei unterschiedlichen Substanzen etwas ganz Neues mit völlig anderen Eigenschaften erzeugen kann“, sagt Weber. Lernen musste er für dieses Fach nie besonders viel. Er hat Freude daran, und es fällt ihm leicht.

Als dann im vergangenen Schuljahr im Leistungskurs Chemie die Facharbeit anstand, musste er nicht lange überlegen. Es sollte ein Thema sein, dass ihn interessiert und an dem er Spaß hat. Deshalb war schnell klar, dass es einen Bezug zur Feuerwehr haben würde. Zunächst dachte er an einen Vergleich der verschiedenen Arten von Löschschaum. Diesen Gedanken verwarf er aber wieder und konzentrierte sich schließlich auf die Einsatzkleidung der Feuerwehrleute, auf das, was ihn selbst bei den Einsätzen gegen Feuer, Chemikalien und andere Gefahren schützen soll.

Diesen Schutz sollen spezielle Aramidfasern gewährleisten, die in die Kleidung eingearbeitet werden. Bei Aramiden handelt es sich um chemische Verbindungen, die besonders hitzebeständig sind. Temperaturen von über 370 Grad sind kein Problem. Sie sind zugfest und zäher als Stahl. Deshalb kommen sie oft als Splitterschutz, in kugelsicheren Westen und Schutzhelmen sowie beim Bau von Segelflugzeugen zum Einsatz. Darüber hinaus dienen sie als Asbestersatz in Brems- und Kupplungsbelägen und als Verstärkungsmaterial für Glasfaserkabel. Weitere Einsatzgebiete sind die Segel von Booten, Fahrradreifen und nicht zuletzt feuersichere Kleidung.

In seiner Facharbeit beschäftigte sich Julian mit den Eigenschaften der Fasern und ihrem Herstellungsprozess, mit chemischen Strukturen sowie mit dem Aufbau und der Funktionsweise der Schutzkleidung. Dazu zerschnitt er eine ausgemusterte Feuerwehrjacke, trennte die verschiedenen Schichten voneinander und unternahm eine Reihe von Versuchen. „Ich habe sie Feuer ausgesetzt und untersucht, was bei verschiedenen Temperaturen geschieht und wie der Stoff seine Eigenschaften verändert“, erklärt Julian. Das Gleiche machte er mit Alltagskleidung – mit einem T-Shirt aus Baumwolle und einem Pullover aus einem Polyester-Baumwollgemisch. „Aramide sind wirklich hervorragend für den Einsatz in Schutzkleidung geeignet“, lautet sein Fazit. Nun kann er sicher sein, dass er durch seine Kleidung bei Feuerwehreinsätzen gut geschützt ist.

In seiner Facharbeit dachte er aber noch einen Schritt weiter und regte weitere Untersuchungen im Vergleich zu anderen Fasern und zu Experimenten unter mikroskopischer Betrachtung an. So erhielt er bei der Benotung seiner Arbeit schließlich die volle Punktzahl. „Ich bin sonst eher zurückhaltend mit so guten Noten“, sagt sein Chemielehrer Dr. Ralf Syrig. Überzeugt habe ihn der deutliche Bezug zu Julians eigenem Leben, die fundierte Vorbereitung der Experimente und deren tiefgehende Auswertung sowie der fachlich fundierte Ausblick. „Das hat mich beeindruckt“, sagt Syrig.

Offensichtlich hat die Arbeit nicht nur bei ihm Eindruck hinterlassen. Denn auf Anregung seines Chemielehrers bewarb sich Julian mit seiner Facharbeit dann auch für den Preis der Hans-Riegel-Stiftung und reichte sie zur Bewertung bei der Universität Köln ein. „Man hat ja nichts zu verlieren. Danach habe ich erstmal nicht mehr daran gedacht“, sagt er. Umso überraschter war der 18-Jährige, als eines Morgens das Telefon klingelte und die Stiftung ihm mitteilte, dass er im Bereich Chemie den 1. Preis gewonnen hat.

Das Gutachten ist voller Lob. Unter anderem heißt es dort: „Die Arbeit von Herrn Weber lässt erkennen, dass sich hier nicht nur ein naturwissenschaftlich begabter Schüler mit der Thematik auseinandersetzt, sondern auch ein begeisterter junger Feuerwehrmann. Man spürt in der Akribie einerseits das Gefühl für die Bedeutung des untersuchten Materials aus eigener Anschauung, andererseits ein für den Ausbildungsstand des Kandidaten enorm stark ausgebildetes Verständnis für wissenschaftliches Arbeiten.“

Als Belohnung gab es 600 Euro für Julian und 250 Euro für die Schule. „Das Geld liegt jetzt auf dem Konto. Das spare ich erstmal“, sagt der junge Wissenschaftler. Vielleicht kann er es nach dem Abitur ja gut gebrauchen. Nach dem Gewinn des Preises überlegt er sich nun, eventuell doch Chemie zu studieren. „Ich war bisher sehr fixiert auf die Berufsfeuerwehr. Eigentlich bin ich das immer noch. Da kann ich aber dem Studium auch noch hingehen. Solche Kenntnisse kann man auch da gut gebrauchen“, sagt er.

(Eifeler Zeitung, 20.11.2020)




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